In der Festschrift von 1984 heißt es:
Dank der Nachforschungen P. Lambert Karners sind wir über diese Kapelle näher unterrichtet. Die Bevölkerung hatte sich - etwa um 1700 - vorgenommen, in der Zeit vom ersten Fastensonntag bis zu Michaeli in Brunnkirchen den Rosenkranz zu beten und auch die Litaney von unserer lieben frau. Aber der Weg erschien manchmal weit, besonders bei schlechtem Wetter und für Kinder und alte Leute, so war der Besuch der versprochenen Andacht nicht immer zu-friedenstellend. Also haben wir uns besonnen, in den Ort eine Capelle zu bauen, und Christian Maierhofer stellte zu diesem Zweck einen Teil seines Wurzgärtleins zur Verfügung. Der Mauterner Pfarrer P. Gottfried Klopstein war bald für den Plan gewonnen und unterstützte die Bitte um Bauerlaubnis, der Abt Magnus Klein gerne willfahrte. Man kam überein, dass jedes der 21Häuser 3 fl geben sollte - Maierhofer ausgenommen. 1771 wurde emsig gebaut, und am 2. Feber 1772 konnte in der hölzernen Kapelle zum ersten Mal der Rosenkranz gebetet werden, bei dem auf der seiden ( = Seite) stehenden Crucifix.
Davon hörten die Kapuziner in ihrem Kloster Maria Bründl zwischen Krems und Stein und hatten noch in guter Erinnerung, daß ein Ungenannter zu Wallsee, unweit Sonntagberg, sie gebeten hatte,ihn von einem etwaigen Kapellenneubau in der Umgebung zu unterrichten. Als Liebhaber und Verehrer des allerheiligsten Herz Jesu war er nämlich entschlossen, für ein solches Bethaus die Bildnuß von allerheiligsten Herz Jesu dorthin zu verschaffen. Die Verständigung kam rasch zustande, das Bild wurde mit größter Liebe bey der ganzen Gemeinde in diese Kapelle übersetzt, und zwei Kapuziner beteten am 15. Februar 1772 mit den Gläubigen den Rosenkranz, wobei eine Lobrede nicht fehlen durfte.
Bei dieser Gelegenheit gaben die beiden Patres der Andacht auch eine feste Form. Nach den drey Haupttugenden (Gebet um Glaube, Hoffnung und Liebe) folgten der Rosenkranz und danach die Herz-Jesu-Litanei. Anschließend beteten alle drei Vaterunser und Ave Maria für die verstorbene Nachbarschaft und ein Vaterunser für die Gutthäter, dem noch ein letztes für den Spender des Bildes angefügt werden sollte. Dies hatte sich der Ungenannte aus Wallsee für die Dauer eines Jahres so erbeten. Am Herz-Jesu-Fest des Jahres 1773 hat dann der neue Stadtpfarrer von Mautern, P. Leopold Schweighofer, das Bild feierlich gesegnet.
Der Bau hatte 170 fl gekostet, und bald bereute man den Umstand, ihn mit Holz aufgeführt zu haben. 1797 wurde die Kapelle nämlich ein Raub der Flammen, und die Gemeinde entschloß sich nun nicht nur zu einem gemauerten Bethaus, es wurde dafür auch ein neuer Platz am Westende des Dorfes ausgewählt. 1798 kam der Bau bei einem Kostenaufwand von 279 fl 24 kr zur Vollendung, und da das Herz-Jesu-Bild ebenfalls verbrannt war, erhielt ein uns nicht näher bekannter Künstler 5 fl für ein neues "Bildt zu der Cäpeln".
Leider traten an der Kapelle bald bedrohliche Risse auf, denn das Bergwerk unterminierte in zunehmender Weise auch das Wohngebiet des Ortes. So trat die Gemeinde 1816 mit Franz Gusenbauer, Haus Nr. 16, in Verhandlung, um die Kapelle an ihrem ursprünglichen Platz wieder errichten zu können. Der Neubau sollte 1340 fl (wahrscheinlich in Wiener Währung) kosten. Überblickt man die Entstehungsgeschichte der Thallerner Ortskapelle, so erklärt sie die nicht unbedeutenden Zeugnisse für die Herz-Jesu-Verehrung, die wir auch in Tiefen- und Oberfucha antreffen.
Der Ort zählte 1783 26 Häuser und 178 Seelen, die Arbeiter des Kohlenbergbaus und des Alaunsudwerkes nicht mit eingerechnet.
Literatur: Brunnkirchen, Festschrift aus Anlass des zweihundertjährigen Bestehens der Pfarre, P. Ildefons Fux OSB, Brunnkirchen 1984, p 31, 32
Im Jahr des Herrn 1455, am Tag des Hl. Kilian und seiner Gefährten (8. Juli) hat der ehrwürdige geistliche Herr Abt Wolfgang von Göttweig ( "Unsere liebe Frau") die Auen, die zwischen den Donauarmen Thallern gegenüberliegen und dem Gotteshaus zu Göttweig gehören, den unten genannten Vierundzwanzig und deren Erben zur Nachkommenschaft überlassen in der Form, dass jeder von ihnen an jedem St. Martinstag dafür 25 Pfennige leiste. Wenn sich die Einkünfte aus den obgenannten Auen mehren, sollen die Abgaben dafür erhöht werden, bei Minderung sollen sie entsprechend vermindert werden, und zwar nach vorheriger Anfrage bei dem Abt von Göttweig.
Gegeben in Anwesenheit des Leonhard Losperger, derzeit Richter (Rechtskundiger) des Stiftes, des Valentin Uetzinger und des Notares Bolfgang im Jahre und am Tag, wie oben angeführt. (8. Juli 1455)
Übersetzung: Dr. Heidelinde Musiol-Sollinger
jährlich am 1. November